Am Tisch –
At The Table
There’s a crack in everything – that’s how the light gets in.
Am Tisch – At The Table ist eine über zwei Jahre angelegte transnationale multimediale Begegnung, die dem Familientisch als zentralem Verhandlungsort und damit der kleinsten gesellschaftlichen Zelle nachspürt.
Live am Tisch, als Videoinstallation und im virtuellen Wohnzimmer performen Künstler*innen verschiedener Disziplinen über mehrere Kontinente hinweg ihren Familientisch und zeichnen die Bruchstellen, die geheimen Codes und offenen Flanken der Familienverhandlung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten und über nationale Grenzen hinweg nach. Der Familientisch ist Repräsentant für den Alltag und den Festplatz einer Familie, Mittelpunkt des Lebens, Versammlungs- und Verhandlungsraum für gesellschaftliche Prozesse, Rückblicke, Zukunftsszenarien sowie gemeinsame Träumereien. Dabei entsteht ein dem Publikum live und im virtuellen Raum zugängliches Kaleidoskop von Familie in Extremsituationen, das von persönlichen Tragödien, Krieg, Migration, aber auch von der globalen Pandemie handelt. In einer Zeit, in welcher alle Menschen auf dieser Welt die außergewöhnliche Erfahrungen teilen, sitzen wir an einem einzigen weltumspannenden Familientisch, der als biografische Bühne von persönlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Eindrücken der letzten siebzig Jahre geformt worden ist. Diese Eindrücke aus der biografischen und künstlerischen Perspektive aller beteiligten Künstler*innen zeigen, dass wir kultur- und länderübergreifend mehr Dinge teilen, als wir denken.
AT THE TABLE wurde beim Düsseldorf Festival, Lokstoff! Theater im öffentlichen Raum Stuttgart, dem Theatermuseum Düsseldorf und im Spazju Kreattiv Valetta (Nationalmuseum Malta) präsentiert und aufgeführt. Das Projekt wächst jährlich um zwei Künstler*innen. Wir bedanken uns beim Fonds Darstellende Künste, dem Landesbüro Freie Darstellende Künste NRW, dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur NRW und dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf.
Mit: Amy Frega (Egypt) – Tarabeza Atsushi Watanabe (Japan) – Tell me your emotional scars Matts Johan Leenders (Germany) – Was bleibt Jasmina Musić (Bosnia Herzegovina) – Susret sa odsustvom Bernado San Rafael (Costa Rica) – La camisa Phaedra Pisimisi (Greece) – At the sea Keyvan Sarreshteh (Iran) – A sentence fragment Sander Kang De (Kyrgyzstan)- Family at the table Tomas Kildisius (Lithuania) – Picking red currants Anna Homan (Ukraine) – Empty space Mariia Hryshchenko (Ukraine) „Christmas at war“ Vladyslava Kolsnyk, Olga Melnyk, Zoia Volk Domaskina (Ukraine) – Ukranian Hygge Vladyslav Kalinichenko (Ukraine) – Trinity Alexander Steindorf (Germany) – Lost at home
Künstlerische Beteiligte:
Amy Frega – Tarabeza
Amy Frega ist eine ägyptisch-amerikanische Crossover-Sängerin. Sie absolvierte ihren Bachelor of Arts in Musik an der American University in Kairo mit den Schwerpunkten Musiktechnologie und Performance. 2018 begann sie ihren Master in klassischem Gesang an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf. Seit ihrer Zeit in Deutschland ist sie als Jazz-, Pop- und Improvisationsvokalistin aktiv und hat in der Produktion „Jeff Koons“ des Düsseldorfer Schauspielhauses mitgewirkt. Auch in der klassischen Musikszene war sie aktiv und sang in vielen verschiedenen Konzerten, insbesondere beim „Chopin-Festival“, das vom WDR3 ausgestrahlt wurde.
Atsushi Watanabe – Tell me your emotional scars
Seit seinem Abschluss an der Universität der Künste in Tokio präsentiert Atsushi Watanabe sozialkritische Kunstwerke, die auf seinen und den Erfahrungen anderer Menschen mit emotionalen Narben und psychischen Fallen basieren. Neben seinen künstlerischen Arbeiten ist Watanabe auch in Fernsehsendungen wie dem Sozialhilfeprogramm „Breakthrough“ (NHK E-Tele, 2016) und „Heart Net TV“ (NHK E-Tele, 2018-2019) aufgetreten und hat Beiträge für Zeitschriften, Zeitungen und Online-Publikationen verfasst. Er hält auch Vorträge zu Themen innerhalb und außerhalb der Kunst. Seit 2016 ist er Mitglied von ARTIST’S GUILD und ist seit 2020 Teilzeitdozent an der Musashino Art University, Tokio.
Matts Johan Leenders – Was bleibt
Matts Johan Leenders arbeitet als Komponist, musikalischer Leiter, Sounddesigner, Tontechniker oder auf der Bühne als Multiinstrumentalist und Sänger. Darüber hinaus ist Leenders als Chorleiter und Pianist in der Gospelmusik tätig, 2011 erhielt er mit der FH-Bigband den WDR-Jazzpreis in der Kategorie Nachwuchs und 2012 erschien sein erstes Buch „Sound für Videospiele“. Für die Liederabende „Heart of Gold“, „Boys don’t cry and girls just want to have fun“, „I build my time“ und das Musical „Alice“ (alle Regie: André Kaczmarczyk) am Düsseldorfer Schauspielhaus war er als musikalischer Leiter und Komponist verantwortlich. Seit 2015 arbeitet er mit projekt-il zusammen.
Jasmina Musić – Susret sa odsustvom
Jasmina Musić wurde in Banja Luka (heute: Bosnien-Herzegowina) geboren. Sie studierte Schauspiel in Hamburg an der Theaterakademie Hamburg und in Tuzla (Bosnien-Herzegowina), sowie Psychologie in Köln. Von 2014 bis2017 war sie festes Ensemblemitglied am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als Gast ist sie am Maxim Gorki Theater in der Produktion „Common Ground“ von Yael Ronen & Ensemble und am Schauspiel Dortmund in „Der goldene Schnitt“ (Regie: Tugsal Mogul) zu sehen. Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit entwickelt sie eigene Performances im öffentlichen Raum, zuletzt im NRW Forum Düsseldorf. Im Jahr 2020 war Jasmina Musić Stipendiatin des Internationalen Forums in Berlin.
Bernado San Rafael – La camisa
Der Tanz-Performance-Künstler und Choreograf Bernardo San Rafael wurde in Costa Rica geboren. Er studierte am Conservatorio de Música y Artes de la Universidad de Costa Rica und an der École Professionelle Supérieur de la Danse in Montpellier, Frankreich. Nach Engagements an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, dem Theater Dortmund und der Oper Bonn ist er mit eigenen Performanceprojekten im urbanen Raum präsent. Als Dozent wurde er zu Kursen in Istanbul (CATI), Skiathos (ERASMUS), Athen (ECHODRAMA), Freiburg (Bewegungsart) und Düsseldorf (Tanzhaus NRW) eingeladen. Seit 2019 ist Bernardo San Rafael Mitglied von Lokstoff! – Theater im öffentlichen Raum in Stuttgart.
Phaedra Pisimisi – At the sea
Phaedra Pisimisi wurde in Los Angeles geboren und wuchs in Athen auf. Nach ihrem Tanzdiplom an der professionellen Tanzschule „Despoina Gregoriadou“ arbeitete sie als Performerin und Choreografin in verschiedenen Tanzkompanien in Athen. Im Jahr 2009 schloss sie ihren Bachelor in Pädagogik an der Universität Athen ab. Seit 2011 lebt sie in Deutschland, wo sie als Performerin und Choreografin unter anderem an der Deutschen Oper am Rhein, am Theater Bonn und regelmäßig am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitet. Parallel dazu ist sie Choreografin der Athener „Echodrama Cultural Group“ und leitet als solche internationale Austauschprojekte zwischen Griechenland, Frankreich und Deutschland.
Keyvan Sarreshteh – A sentence fragment
Keyvan Sarreshteh ist ein multidisziplinärer Künstler mit Sitz in Teheran. Er schloss sein Studium des Puppentheaters an der Universität Teheran mit einem Bachelor of.Arts ab und arbeitet seitdem als Autor, Performer, Regisseur, Forscher, Übersetzer und Dozent. Sein Schwerpunkt liegt auf den Themen Erinnerung, Raum und Ort und dem Zusammenhang zwischen diesen drei Themen und zwischenmenschlichen Beziehungen und politischen Kräften. Seine Arbeiten wurden auf vielen lokalen und internationalen Festivals gezeigt. Mit seiner Solo-Performance „Apartment“ wurde er zu den Wiener Festwochen 2019 eingeladen.
Sander Kang De
Sander Kang De stammt aus Bischkek in Kirgisistan. Er ist dort als Mitglied einer ethnischen und religiösen Minderheit in einem islamisch geprägten, aber auch von der sowjetischen Kultur beeinflussten Land aufgewachsen. Er hat in Moskau Filmregie studiert und lebt seit 2019 in Deutschland. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Fragen zur Selbstverwirklichung des menschlichen Individuums im Rahmen gesellschaftlicher Konventionen, Vorurteile und kultureller Normen. Seine Geschichten speisen sich aus persönlichen Erfahrungen im Engagement für marginalisierte Gruppen, wie Obdachlose, der LGBTQ-Community sowie für Opfer häuslicher Gewalt und der Motivation, einer künstlerischen Vision im Angesicht existenzieller und gesellschaftlicher Hindernisse zu folgen.